Schafgarbe - Achillea millefolium


Die anerkannten medizinischen Anwendungen von Schafgarbenkraut sind die innerliche Verwendung bei Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden wie leichte krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich und äusserlich in Form von Sitzbädern bei schmerzhaften Krampfzuständen psychovegetativen Ursprungs im kleinen Becken der Frau (Pelvipathia vegetativa). Schafgarbenkraut wird ausserdem zur Behandlung leichter Haut- und Schleimhautentzündungen empfohlen.

Achillea millefolium (syn. Achillea asplenifolia, A. collina, A. sudetica, A. pannonica, A. roseo-alba, A. setacea);

Gemeine Schafgarbe (syn. Achilleskraut, Bauchwehkraut, Bertramsgarbe, Blutstillkraut, Gachelkraut, Gänsezungen, Grützblume, Kachel, Katzenschwanz, Schafrippe, Schafzunge, Tausendblatt, Zangeblume, Feldgarbenkraut, Garbenkraut, Katzenkraut, Grundheil).

Achillea millefolium wirtd als Sammelart bezeichnet, die morphologische, cytogene­tische und chemische Unterschiede aufweist und deren Sippen von den jeweiligen Bearbeitern als Varietäten, Unterarten oder Kleinarten beschrieben werden. Sie sind meist diploid, zum Teil aber auch tetraploid, hexaploid oder octaploid.

Die blühende Schafgarbe (Achillea millefolium)

Gruppe von Schafgarbenpflanzen

Das Bild zeigt eine Makroaufnahme der Schafgarbeblüten

VORKOMMEN

Die Schafgarbe ist in der subtropischen bis gemässigten Zone Eurasiens beheimatet, einige Arten aber auch in Nordafrika und in Amerika. In ganz Europa sind sie bis zum Polarkreis und auch in den Alpen heimisch. Die weissen Blütensträusse findet man überall in Wiesen, Weiden, an Strassenrändern und Böschungen.

MERKMALE

Der wissenschaftliche Artname der Schafgarbe "millefolium", tausendblättrig, bezieht sich nicht auf die Zahl der Blätter, sondern auf die unzähligen Blattzipfel, in die jedes Blatt geteilt ist. Achillea millefolium ist sehr formenreich mit einer Reihe von schwierig voneinander zu unterscheidenden Klein- oder Unterarten. Auf den Wiesen erträgt die Pflanze das Abmähen gut und treibt aus ihrem unterirdisch kriechenden Wurzelstock immer wieder neue, blühende und nicht blühende Sprossen aus. Die steifen, gefurchten, behaarten Stängel verzweigen sich nur im oberen Teil. Die Schafgarbe wird bis zu 80 cm hoch. Die Blütenköpfchen bilden an der Stängelspitze einen fast doldenartigen Blütenstand, der zahlreiche Insekten anlockt. Die gelbgrünen Hüllblätter der Köpfchen haben braune bis schwarze Ränder. Die meist weissen Zungenblüten können manchmal auch rötlich gefärbt sein. Die Zungen sind meist nur etwa halb so lang wie die Hülle. Die kleinen Früchtchen tragen an ihrer Spitze keinen Haarkranz. Die Schafgarbe blüht bei uns von Juni bis Oktober.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Millefolii herba (syn. Herba Millefolii); Schafgarbenkraut, die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten Triebspitzen der Pflanze.
Flores Millefolii, werden lediglich aus wirtschaftlichen Gründen nur selten verwendet. Sie wären die bessere Droge.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Ätherisches Öl:
Das Kraut enthält bis über 1 % ätherisches Öl mit bis zu 40 % Azulen, die sich bei der Destillation aus Vorstufen bilden. Im Durchschnitt sind zwischen 6 bis 20 % Azulen (Chamazulen) enthalten, deswegen variiert die Farbe des Öles von gelblich bis schwarzblau. Das atherische Öl enthält im weiteren eine grosse Zahl von Monoterpenen. Je nach Herkunft des Öles (in variabler Zusammensetzung) sind zu finden: Campher (bis zu 20 %), β-Pinen (bis zu 23 %), 1,8-Cineol (bis zu 10 %), Caryophyllen (bis zu 10 %), (+)α-Pinen (ca. 5 %), Bornylacetat (ca. 2 %) und Isoartemisiaketon (ca. 8 %). Je nach Herkunft können auch Sesquiterpene vorherrschen, unter anderem Germacren D.

Inhaltsstoffe der Schafgarbe

Genuine Sesquiterpene (Guajanolide):
Achillicin (= 8α-Acetoxy-10-epi-artabsin), 8-Desacetyl-8α-tigloylmatricin, Rupicolin A, Rupicolin B, 1,4-Peroxide, Achillin und Desacetoxymatricarin (= Leucodin). Im weiteren 3-Oxa-Derivate von Achillicin und dessen Analoga.

Germacranolide:
Acetylbalchanolid, Balchanolid, Dehydroparthenolid, Millefolid, Millefin und Achillifolin.

Eudesmanolide: Dihydroreynosin und Tauremisin.

Longipinen-Derivate:
Achimillsäuremethylester A bis C, α-Longipin-2-en-1-on und weitere Derivate.

Flavonoide (Flavone):
Glykoside von Apigenin und Luteolin, C-Glykoside wie Orientin, Isoorientin, Vitexin, Swertinin und Schaftosid sowie, methylierte bzw. methoxylierte Aglykone wie Casticin, Artemetin, 6-Hydroxy-luteolin-6,7,3',4'-tetramethylether. In geringerer Menge Flavonole (wie z. B. Rutin).
Ferner sind zu finden Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Betaine und die Polyine Ponticaepoxid sowie cis- und trans-Matricariaester, sowie verschiedene Mineralien (vor allem Kalium).

PHARMAKOLOGIE

Antiphlogistische, spasmolytische, choleretische und antimikrobielle Wirkungen der Schafgarbe wurden in verschiedenen Untersuchungen nachgewiesen.
Die antiphlogistische (entzündungshemmende) Wirkung wird den Sesquiterpenlactonen, Azulenen und Germacranoliden zugeschrieben und die ödemhemmende Wirkung den Guajanoliden. Neben den erwähnten Wirkungen zeigten einzelne Inhaltsstoffe bzw. Extrakte antitumorale, antifungale und antihepatotoxische Effekte.

ANWENDUNG

Angaben der Kommission E:

  • Wirkungen: choleretisch, antibakteriell, adstringierend, spasmolytisch.
  • Anwendungsgebiete:
    Bei Einnahme: Appetitlosigkeit. Dyspeptische Beschwerden wie leichte, krampfartige Beschwerden im Magen- Darm-Bereich.
    In Sitzbädern: Bei Pelvipathia vegetativa (schmerzhafte Krampfzustände psychovegetativen Ursprungs im kleinen Becken der Frau).
  • Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Schafgarbe und andere Korbblütler.
  • Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Nicht bekannt.
  • Dosierung:
    Soweit nicht anders verordnet:
    Tagesdosis: Bei Einnahme: 4,5 g Schafgarbenkraut, 3 Teelöffel Frischpflanzenpresssaft, 3 g Schafgarbenblüten; Zubereitungen entsprechend.
    Für Sitzbäder: 100 g Schafgarbenkraut auf 20 Liter Wasser.

Die ESCOP äussert sich in gleicher Weise, empfiehlt Schafgarbenkraut ausserdem zur Behandlung leichter Haut- und Schleimhautentzündungen.

Vom HMPC wurde Schafgarbenkraut und Schafgarbenblüten als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft.

Verwendung finden die blühenden Schafgarben vor allem als Bitter-Tonika bei Verdauungsstörungen und Koliken. So ist das Kraut in vielen Magentees, meistens in Kombination mit Tausengüldenkraut, Anis, Basilikum, Koriander, Rosmarin, Löwenzahn und Fenchel anzutreffen.

Creme aus Malve, Pfefferminze, Schlüsselblume, Frauenmantelkraut, Ehrenpreis, Melisse und Schafgarbe soll Pigmentflecken verbessern.

In Fertigarzneimitteln wird die Schafgarbe in Tropfenform (Menodoron Tropfen, gegen Menstruationsstörungen) in Kombination mit Majoran, Hirtentäschel und Eichenrinde angewendet.

Schafgarbe ist auch in Zeller Balsam in Kombination u.a. mit Weihrauch, Myrrhe, Wermut und Blutwurz enthalten.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

In Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage.
Als Tee: bis zu 4-mal täglich eine Tasse Schafgarbentee zwischen den Mahlzeiten trinken, Tagesdosis: 4,5 g.

Fertigprodukte Schweiz (Auswahl):

  • Floramed Magentee, geschnittene Droge (Morga AG)
  • Künzle Schafgarbenblüten, geschnittene Droge (Kräuterpfarrer Künzle AG)
  • Zeller Balsam, flüssig AG (Max Zeller Söhne AG)
  • Sidroga Schafgarbe, geschnittene Droge (Sidroga AG)

STATUS

HOMÖOPATHIE

Achillea millefolium, das frische, blühende Kraut.
Anwendungsgebiet: Bei Blutungen und Krampfadern.

SCHAFGARBE IM GARTEN

Die winterharte Schafgarbe ist rubust, anspruchslos und kommt fast mit allen Bodenarten zurecht. Achillea millefolium ist ein Sonnenkind und gedeiht am besten in durchlässigen nährstoffreichen Böden. Die mehrjährige Pflanze verträgt auch lange Trockenperioden ohne Probleme. Schafgarbe gehört in jeden Naturgarten. Wer will kann für die Pflanzung im Garten auch gelbe, rote und orange Varianten verwenden - diese dürfen aber nicht zur Zubereitung von Tee verwendet werden. Die alte Heilpflanze vermehrt sich über kurze Ausläufer und kann einfach im Frühjahr und Herbst über Teilung vermehrt werden. Die Pflanze bleibt überwiegend gesund und wird bei guter Pflege keine Probleme bereiten.

Schafgarbe mit Blüten

SONSTIGES

Der deutsche Namen „Schafgarbe“ hängt anscheinend damit zusammen, dass Schafe das Kraut gerne fressen. Der Gattungsname Achillea bezieht sich auf Achilles, den sagenhaften Helden des trojanischen Krieges. Achilles soll die Pflanze als Droge entdeckt und zur Wundheilung verwendet haben. Das Artepitheton millefolium bezieht sich auf die Form der Blätter. Diese sind mehrfach fiederschnittig mit vielen, sehr schmalen Fiedern („tausend Blättern“).

Letzte Änderung: 28.10.2020 / © W. Arnold