Dorniger Hauhechel - Ononis spinosa
Die anerkannte medizinische Anwendung der Hauhechelwurzel ist die Durchspülung der ableitenden Harnwege bei entzündlichen Erkrankungen und Nierengriess, sowie die unterstützende Behandlung bakterieller Infektionen der Harnwege.
Dorniger Hauhechel (syn. Eselskraut, Harnkraut);
Ononis spinosa (syn. Ononis arvensis, Ononis campestris, Ononis vulgaris).
VORKOMMEN
Der Dornige Hauhechel kommt in Europa, Westasien und Nordafrika vor. Er steigt bis auf 1500 m, fehlt aber vielerorts im Tiefland. Man findet den Hauhechel überwiegend auf Halbtrockenrasen, wechseltrockenen Wiesen und Weiden, Wegböschungen und Dämmen. Die Pflanze bevorzugt nährstoffarme, kalkhaltige Böden. Sie gehört in jeden Naturgarten.
MERKMALE
Der Dornige Hauhechel ist ein 30-60 cm hoher Halbstrauch, unten ist er verholzt, oben krautig. Die Zweige laufen in Dornen aus, der Stängel ist behaart. Die Blätter sind 3zählig und fast sitzend. Die Teilblätter sind oval, gezähnt und 1-3 cm lang, wobei das mittlere kurz gestielt ist. Die Blüten sind rosa bis violettrot, selten bläulich oder weiss, meist einzeln in den Blattwinkeln angeordnet. Das Schiffchen ist schnabelförmig verlängert. Die Frucht ist kurz, aufgeblasen, drüsig behaart und so lang wie der Kelch oder länger.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Ononidis spinosae radix (syn. Ononidis radix, Ononidis spinosae);
Hauhechelwurzel (syn. Harnkrautwurzel, Haudornwurzel)
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Als Hauptkomponenten gelten die Isoflavonoide Formononetin, Genistein und Biochanin A (Aglykone) und deren Glykoside, insbesondere Formononetin-7-O-Glucosid (= Ononin). Das Vorkommen von Flavonoiden in der Hauhechelwurzel ist fraglich. Im Weiteren wurde Onocol (syn. α-Onocerin) ein ungewöhnliches dimeres Sesquiterpen mit zwei exocyclischen Methylengruppen nachgewiesen. Gefunden wurden ausserdem zahlreiche phenolische Säuren, wenig ätherisches Öl und in geringer Menge Gerbstoffe, Lektine und Sterole.
PHARMAKOLOGIE
In den bisherigen Studien wurden positive und auch negative Resultate gefunden. Eine endgültige Beurteilung der harntreibenden Wirksamkeit ist derzeit kaum möglich. Welche Inhaltsstoffe für die diuretischen Effekte verantwortlich sind, konnte bisher nicht sicher bestimmt werden.
ANWENDUNG
Anerkannte medizinische Anwendung (Kommission E):
- Wirkungen: diuretisch
- Anwendungsgebiete: Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Als Durchspülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß.
- Gegenanzeigen: Keine bekannt.
Hinweis: Keine Durchspülungstherapie bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit. - Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
- Dosierung: Tagesdosis: 6 bis 12 g Droge, Zubereitungen entsprechend.
- Art der Anwendung: Zerkleinerte Droge für Aufgüsse sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
Die ESCOP ergänzt die Anwendungsgebiete wie folgt: "unterstützende Behandlung bakterieller Infektionen der Harnwege".
Von der HMPC wurde Hauhechelwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.
Hauhechel ist in zahlreichen Nieren- und Blasentees resp. Dragées enthalten, oft in Kombination mit z.B. Birkenblättern, Bärentraube, Goldrute, Brennessel, Süssholz Quecke, Schachtelhalm und Gartenbohne.
Volkstümliche Anwendung:
Bei Rheumatismus und Gicht;
Leberschwellung und Icterus; gegen Wasserstauungen, vor allem bei
Wassersucht. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist
nicht belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teezubereitung: 2 Teelöffel (3-4 g) zerkleinerte Droge werden mit einer Tasse heissem Wasser übergossen, nach 10 Minuten wird durch ein Teesieb abfiltriert. Als Tagesdosis werden ca. 12 g Droge empfohlen.
Zahlreiche Fertigpräparate (Teemischungen, Tabletten, Dragées etc) sind im Handel.
Produkte Schweiz:
- Floramed Blasentee, geschnittene Drogen (Morga AG)
- Künzle Nieren-Blasentee, geschnittene Drogen (Kräuterpfarrer Künzle AG)
- Phytopharma Blasen Dragées (Phytopharma S.A.)
STATUS
- Kommission E: - positive Bewertung
- ESCOP: - positive Bewertung
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Ononidis radix)
HOMÖOPATHIE
Ononis spinosa HAB 1; Hauhechel, die frischen oberirdischen Teile.
Anwendungsgebiete: Erkrankunges des Herzens (Wassersucht) sowie der Niere und ableitenden Harnwege.
HAUHECHEL IM GARTEN
Der Hauhechel liebt sonnige, trockene, magere und leicht kalkhaltige
Standorte. Mit seinen tief gehenden Wurzeln ist der Hauhechel für einige
"Gärtner" ein gefürchtetes Unkraut. Dabei ist er eine sehr schöne,
heimische Trockenrasenpflanze, die im Hochsommer über einen langen
Zeitraum mit rosafarbener Blütenpracht erfreut. Hauhechel ist eine alte,
einheimische Heilpflanze und besonders für Bienen sehr attraktiv. Die
Pflanze gehört in jeden Kräuter- oder Steingarten.
Jungpflanzen können in jeder guten Kräutergärtnerei gekauft
werden. Einmal angepflanzt erhält sich der Hauhechel durch
Selbstaussaat von selber. Er ist mehrjährig, winterhart und sehr
pflegeleicht. Hauhechel muss kaum gewässert werden, gedüngt werden muss
er sowieso nicht.
SONSTIGES
Die Droge wurde bereits von Dioskurides als harntreibend erwähnt und in Essig gekocht gegen Zahnschmerzen und als Mundspülwasser empfohlen.
Der Name Ononis lässt sich von griech. ‚onos’ (= Esel) herleiten, da die jungen Laubtriebe einen unangenehmen „Bocksgeruch“ verbreiten. Das Artepitheton spinosa nimmt Bezug auf die spitzen Dornen (lat. ‚spinosus’ = voll von Dornen).
Letzte Änderung: 27.12.2020 / © W. Arnold