Brechwurzel - Carapichea ipecacuanha

Carapichea ipecacuanha (syn. Callicocca ipecacuanha, Cephaelis emetica, Cephaelis ipecacuanha, Evea ipecacuanha, Hipecacuanha brasiliensis, Ipecacuanha fusca, Psychotria emetica, Uragoga emetica, Uragoga ipecacuanha);

Brechwurzel (syn. Kopfbeere, Ruhrwurzel, Speiwurzel).

Die Brechwurzel enthält stark wirksame Alkaloide und besitzt deshalb keine anerkannte medizinische Anwendung. In der Phytotherapie wird die schleimlösende und auswurffördende Wirkung der Droge in niedriger Dosierung genutzt. In der Alternativmedizin wird die Brechwurzel häufig angewendet.

Brechwurze
Von Kurt Stüber [1]

VORKOMMEN

Die Brechwurzel ist beheimatet in den Tropen der Neuen und Alten Welt. Wildsammlungen stammen vor allem aus Brasilien. Kolumbien, Venezuela, Panama, Costa Rica und Nicaragua sind weitere Herkunftsländer.

MERKMALE

Die Brechwurzel ist eine ausdauernde, immergrüne, krautige Pflanze, die bis 50 cm hoch wird. Am Wurzelstock werden viele Wurzeln gebildet, die von einer dicken, geringelten Rinde umgeben sind. Die Pflanze bildet einen kurzen Stamm, der nur im oberen Bereich beblättert ist. Die Laubblätter sind gegenständig angeordnet. Die Blüten stehen in endständigen Blütenständen, die von 4 bis 6 Hochblättern umschlossen werden. Die zierliche weisse und kleine Blüte ist zwittrig. Die erst purpurrote, später blauschwarze Steinfrucht ist fleischig. Aus dem unterständigen Fruchtknoten entwickelt sich eine fleischige, blauschwarze Steinfrucht.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Ipecacuanhae radix (syn. Radix Ipecacuanhae, Radix Uragogae ipecacuanhae); Brechwurzel (syn. Ipecacwurzel, Ruhrwurzel, Speiwurzel),

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Alkaloide:
Zwischen 1,8 und 4,0 % Isochinolinalkaloide vom Emetintyp, die zum größten Teil in den Speicherwurzeln abgelagert sind. Rhizomteile sind fast gleichwertig mit den Wurzeln. Die Hauptalkaloide Emetin und Cephaelin machen zusammen bis zu 98 % des Alkaloidgemisches aus. Das Verhältnis Emetin zu Cephaelin ist je nach Herkunft der Droge variabel.

Emetin, Cephaelin

Nebenalkaloide sind: Psychotrin, O-Methylpsychotrin, Emetamin, Protoemetin, sowie die iridoiden Iso-chinolinglucoside Ipecosid, Neoipecosid und 7-Methylneoipecosid.

Weitere Inhaltsstoffe:
Die Droge enthält etwa 30 bis 40 % Stärke und kleine Mengen an Pflanzensäuren. Die Droge enthält keine Saponine.

PHARMAKOLOGIE

Die Alkaloide der Brechwurzel erzeugen eine Irritation der Magenschleimhaut. Dadurch kommt es zu einer Erregung des Parasympathikus, verbunden mit einer Stimulierung der Bronchialsekretion. Das führt zu einem Anstieg der Sputummenge und zu einer Abnahme der Sputumviskosität. In hohen Dosen wird das Brechzentrum erregt. Die Brechwurzel ist ein Expektorans mit starker sekretolytischer Wirkung, wobei Emetin und Cephaelin annähernd gleich stark wirken.

ANWENDUNG

In der Phytotherapie wird die schleimlösende und auswurffördende Wirkung der Droge in niedriger Dosierung genutzt, z.B. bei krampfartigem Husten, zur Förderung des Auswurfs und zur Linderung des Hustenreizes.

Brechwurzel und entsprechende Zubereitungen werden in hohen Dosen auch als Brechmittel bei Vergiftungen angewendet. Auch in der Drogenfahndung wird die Droge als Brechmittel genutzt, wenn vermutet wird, dass Rauschdrogen zwecks Transports in magensaftfesten Verpackungen geschluckt wurden (Bodypacker). Mit Ipecacuanhawurzel wird dann das Erbrechen erzwungen.

Aus toxikologischer und klinischer Sicht ist die Droge heute obsolet.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Wegen der notwendigen exakten Dosierung ist die Droge als Teedroge nicht geeignet, sondern nur in Form standardisierter Präparate einsetzbar. So wirken 0,5-2 g Droge bereits brecherregend.

STATUS

HOMÖOPATHIE

Cephaelis ipecacuanha HAB1 (syn. Ipecacuanha), die getrockneten unterirdischen Organe.
Anwendungsgebiete: Brechwurzelist Bestandteil von Hustenmitteln in Kombination mit anderen Drogen (z.B. Thymian, Anis, Sonnentau, Grindelia, Isländisch Moos, Efeu, Eukalyptus).

SONSTIGES

Die Brechwurzel wurde In Europa erstmals Ende des 16. Jahrhunderts durch einen portugiesischen Jesuiten bekannt, der die Droge in Brasilien entdeckt hatte. In Deutschland befürwortete insbesondere Leibniz die Droge, die seit Beginn des 18. Jh. allgemeine Anerkennung und Eingang in die Arzneibücher fand. Der Name Ipecauanha stammt aus der Tupisprache.

Letzte Änderung: 15.01.2024 / © W. Arnold