Indische Flohsamen - Plantago ovata

Die anerkannte medizinische Anwendung von Flohsamen ist die Behandlung bei gelegentlich auftretender Verstopfung und wenn eine leichte Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist (z.B. bei Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektalen Untersuchungen und in der Schwangerschaft). Ausserdem werden Flohsamen unterstützend zur symptomatischen Behandlung unspezifischer Durchfälle eingesetzt.

Plantago ovata Forsskal (syn. Plantago brunnea, P. fastigiata, P. insularis, P. ispagula, P. lanata, P. leiocephala);
Flohkraut (syn. Flohwegerich, Sandwegerich, Strauchwegerich).

Flohsamen
Spacer
Links: Blütenstand von Plantago ovata var. fastigiata (Quelle: WIKIPEDIA)
Rechts: Indische Flohsamen - Psyllii semen (Quelle: WIKIPEDIA)

VORKOMMEN

Das Flohkraut kommt auf den Kanarischen Inseln bis Spanien, afrikanische Mittelmeerländer, arabische Halbinsel, Vorderasien bis Afghanistan, Pakistan und Indien vor. Verwildert ist die Pflanze im westlichen Teil Nordamerikas.

MERKMALE

Plantago ovata ist eine einjährige (manchmal ausdauernde), krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 2 bis 10 Zentimetern. Die linealen Blätter stehen in einer Grundrosette und werden 2 bis 10 Zentimeter lang und 1 bis 5, bei guter Wasserversorgung bis 10 Millimeter breit. Sie sind spitz, am Rand entfernt gezähnelt oder meist ganzrandig, einnervig und dicht mit anliegenden, wolligen, bis 5 Millimeter langen Haaren bedeckt. Die Blüten stehen in dichten, eiförmigen, 0,5 bis 2 Zentimeter langen Ähren. Die Kapselfrüchte sind elliptisch, 2,5 bis 3 Millimeter lang und unbehaart. Sie enthalten jeweils zwei 2 bis 2,5 Millimeter grosse, eiförmige bis länglich-runde, bootförmige, gelbe bis braune Samen. Plantago ovata blüht meist von Januar bis April. Abhängig vom Wasserangebot ist dieser Wegerich in Grösse, Blattform und Behaarung sehr variabel.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Indische Flohsamen - Plantaginis ovatae semen

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

In der Epidermis der Samenschale etwa 20 bis 30 % Schleimstoffe, diese stellen ein verzweigtes Arabinoxylan dar, das in den Seitenketten auch Rhamnose und Galacturonsäure gebunden enthält. Im gelbildenden Anteil befindet sich zudem noch 4-O-Methylglucuronsäure. Ausserdem wurde in den Samen noch ca. 0,2 % Aucubin und etwa 5 % fettes Öl nachgewiesen.
Anders als Flohsamen (aus Plantago afra) enthält Indischer Flohsamen etwas Stärke, die in den Samenschalen lokalisiert ist.

PHARMAKOLOGIE

Flohsamen wirken im Darm als Quellmittel und erhöhen so das Stuhlvolumen. Das führt zu weicherem Stuhl und bei Patienten mit Verstopfung zu mehr Stuhlentleerungen.

Im Gegensatz hierzu führt die Einnahme von Flohsamen bei Patienten mit unspezifischen Durchfallerkrankungen zu einer Verringerung der Stuhlfrequenz, zu einer Verfestigung des Stuhles und zu einer Verlangsamung der Darmpassagezeit. Bei entzündlichen Darmerkrankungen sind die Schleimstoffe in der Lage Bakterientoxine zu binden und können so die Schleimhaut vor einer weiteren Schädigung schützen.

ANWENDUNG

Anerkannte medizinische Anwendungen

Angaben der Kommission E:

  • Anwendungsgebiete: Habituelle Obstipation; Erkrankungen, bei denen eine erleichterte Darmentleerung mit weichem Stuhl erwünscht ist, z.B. bei Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektal-analen operativen Eingriffen und in der Schwangerschaft; unterstützende Therapie bei Durchfällen unterschiedlicher Genese sowie bei Reizdarm.
  • Gegenanzeigen: Krankhafte Verengungen im Magen-Darm-Trakt. Drohender oder bestehender Darmverschluss (Ileus). Schwer einstellbarer Diabetes mellitus.
  • Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Die Resorption von gleichzeitig eingenommenen Medikamenten kann verzögert werden.
    Hinweis: Bei insulinpflichtigen Diabetikern kann eine Reduzierung der Insulindosis erforderlich sein.
  • Dosierung: Soweit nicht anders verordnet: Tagesdosis: 12 - 40 g Droge, Zubereitungen entsprechend.
  • Art der Anwendung: Ganzdroge oder grob zerkleinerte Droge sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen.
    Hinweis:
    Bei der Einnahme ist auf reichliche Flüssigkeitszufuhr, z.B. 150 ml Wasser auf 5 g Droge, zu achten- Auch sollte ein Abstand von einer halben bis 1Stunde nach der Einnahme von Arzneimitteln eingehalten werden.
  • Wirkungen: Bei Diarrhoe: Durch Wasserbindung Verlängerung der Transitzeit des Darminhalts.
    Bei Obstipation: Durch Zunahme des Stuhlvolumens Verkürzung der Transitzeit. Senkung des Serum-Cholesterol-Spiegels.

Wirkungsverlauf: Die Wirkung tritt bei einmaliger Gabe nach 12 bis 24 h ein. Der maximale Effekt wird z. T. erst nach 2 bis 3 Tagen erreicht.

Angaben der ESCOP:
Bei wiederholt auftretender Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls (z.B. bei Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektalen Untersuchungen und in der Schwangerschaft), auch zur „Darmpflege“ bei Reizdarm und medikamentös behandelter Diverkulitis (Entzündung der Darmschleimhaut) sowie zur Aufrechterhaltung der Verdauung bei ballaststoffarmer Diät und zur kurzzeitigen symptomatischen Behandlung unspezifischer Durchfälle.

Angaben der HMPC:
Innerliche Anwendung von Flohsamen bei wiederholt auftretender Verstopfung und zur Erweichung des Stuhls, z.B. bei schmerzhaftem Stuhlgang, nach rektalen oder analen Untersuchungen, bei Analfissuren und Hämorrhoiden.

Volkstümliche Anwendungen:
Innerlich: Entzündliche Zustände der Schleimhäute im Bereich des Gastro-Intestinal- und des Uro-Genital-Traktes; Diarrhoe und Dysenterie.
Äusserlich: Furunkulose; zur Schmerzlinderung bei Gicht und Rheuma.
Der therapeutische Nutzen bei den genannten Anwendungsgebieten ist wissenschaftlich nicht belegt.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Flohsamen müssen immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Bei Verstopfung mehrmals täglich etwa 2 Teelöffel Flohsamen mit Wasser vorquellen, einnehmen und danach etwa 2 Gläser Wasser trinken. Die Tagesdosis beträgt 25 bis 40 g.

Flohsamen werden in Form von Kräutermischungen in Laxantien angeboten (z.B. in Gerla Kräutermischung), oft kombiniert mit z.B. Kümmel, Basilikum, Thymian oder Pfefferminze.

STATUS

SONSTIGES

Über Flohsamen (aus Plantago afra) und weitere Informationen über die Nomenklatur der verschiedenen Wegerichgewächse finden sie bei:

Priv.-Doz. Dr. Thomas Schöpke;
Institut für Pharmazie
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Letzte Änderung: 22.04.2024 / © W. Arnold