Waldmeister (Galium odoratum)

Der Waldmeister hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Es ist ist ein Gewürzkraut, das selten pharmazeutisch angewendet wird.

Galium odoratum (syn. Asperula matrisylva, A. odorata, Chlorostemma odoratum, Galium matrisylva);
Echter Waldmeister (syn. Duftlabkraut).

Echter Waldmeister

Waldmeisterpflanzen

VORKOMMEN

Der Waldmeister kommt von Nord-, Mittel- und Osteuropa bis in den asiatischen Teil der Türkei, Kaukasus und Kasachstan sowie in Westsibirien, Altai, in Algerien, China, Japan und Korea vor. Die Pflanze ist in Nordamerika ein Neophyt. Der Waldmeister ist in Höhenlagen von bis zu 1400 Metern zu finden.

MERKMALE

Waldmeister wächst als überwinternd grüne, ausdauernde krautige Pflanze. Sie erreicht Wuchshöhen von 5 bis 50 cm. Der Waldmeister bildet unterirdisch kriechende, dünne, mehr oder weniger lange Rhizome als Überdauerungsorgane, mit denen sich die Pflanze auch vegetativ vermehren kann. Ihre aufrechten, unverzweigten, vierkantigen Stängel sind glatt und kahl. Die Laubblätter sind zu 6 bis 9 in Scheinquirlen angeordnet. Die einfache, einadrige Blattspreite ist länglich-lanzettlich oder schmal-elliptisch mit einer Länge von meist 15 bis 50 mm. Die Blüten sind in endständigen, lockeren Trugdolden angeordnet. Die Kronblätter sind zu einer trichterigen, weissen, etwa 1,5 mm langen Röhre verwachsen. Besonders im welken Zustand duftet die ganze Pflanze nach Cumarin. Die Blätter werden beim Trocknen oft leicht schwarz.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Galii odorati herba (syn. Asperulae odoratae herba, Herba Asperulae, Herba Cordialis, Herba Hepaticae stellatae, Herba Matrisilvae, Herba Matrisylviae vel Matrisilvae);
Waldmeisterkraut (syn. Maikraut, Waldmeister, Wohlriechendes Meierkraut), die getrockneten oder frischen, während oder kurz vor der Blütezeit im April bis Mai gesammelten oberirdischen Pflanzenteile.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Cumarin:
Cumarin liegt in glykosidischer Bindung vor und wird beim Verwelken mit charakteristischem Duft frei. Als geruchlose Vorstufe werden o-Cumarsäureglykosid, vor allem Cumarinsäureglykosid genannt. Cumarin wird auch beim Ansetzen des frischen Krautes mit verdünntem Ethanol durch enzymatische Hydrolyse freigesetzt. Der mittlere Cumaringehalt in der Pflanzentrockenmasse beträgt etwa 1 %.

Cumarin - Inhaltsstoff des Waldmeisters

Iridoide:
Im frischen Kraut wurde 0,25 % Asperulosid, 0,042 % Monotropein und 0,022 % Scandosid nachgewiesen. Zudem fanden sich Spuren von Deacetylasperulosidsäure.

Inhaltsstoffe des Waldmeisters

Phenolische Verbindungen:
Gallussäure, Kaffeesäure, p-Cumarsäure, p-Hydroxybenzoesäure und Vanillin.

Weitere Verbindungen: n-Alkane, vor allem n-Heptacosan.

PHARMAKOLOGIE

Untersuchungen mit definierten Drogenzubereitungen liegen nicht vor. Für die Asperulosid zugeschriebene antiphlogistische Wirkung sowie für die in Analogie zu anderen „Cumarinpflanzen" der Droge zugeschriebene harntreibende Wirkung fehlen experimentelle Belege.

Beim Genuss von Waldmeisterzubereitungen (z. B. Waldmeister-Bowle) können Kopfschmerzen auftreten. Akute Vergiftungen durch cumarinhaltige Pflanzen sind beim Menschen jedoch nicht zu erwarten.

ANWENDUNG

Angaben der Kommission E:
Waldmeisterkraut wird zur Vorbeugung und zur Behandlung von Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes, der Leber und Gallenblase sowie der Niere und ableitenden Harnwege, ferner bei Durchblutungsstörungen, Venenerkrankungen, Venenschwäche, Hämorrhoiden, als entzündungswidriges und gefässerweiterndes Mittel, darüber hinaus als Beruhigungsmittel bei Schlafstörungen, zur Förderung der Einschlafbereitschaft sowie bei Spasmen, Unterleibsbeschwerden, Hauterkrankungen, zur Wundbehandlung, als schweisstreibendes, nerven- und herzstärkendes herzstärkendes Mittel und schliesslich zur "Blutreinigung" angewendet. Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt, somit kann eine therapeutische Anwendung von Waldmeisterkraut nicht befürwortet werden.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Von einer Anwendung als Tee wird abgeraten.

Geht man davon aus, dass frisches Waldmeisterkraut im Schnitt 1,0 % Cumarin in der Trockenmasse freisetzt und dass es eine durchschnittliche Trockenmasse von 14,5 % aufweist, sollte deshalb zum Ansatz von 1 Liter Bowle nicht mehr als etwa 3 g frisches Kraut verwendet werden.

STATUS

HOMÖOPATHIE

1. Galium odoratum HAB1, die frischen, kurz vor der Blüte gesammelten oberirdischen Teile.

2. Galium odoratum spag. Zimpel (syn. Asperula odorata spag. Zimpel) HAB1, die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen.

Anwendungsgebiete: in der spagyrischen Therapierichtung bei Erkrankungen der Haut und des Stoffwechsels.

DER WALDMEISTER IM GARTEN

Der Waldmeister ist (wie der Name schon sagt) eine Waldpflanze. Die Pflanze liebt kalkreichen, humosen, lockeren Boden und halbschattige bis schattige Plätze. Die Pflanze ist mehrjährig und bildet sehr schnell Ausläufer, die sich gerne über den Boden verteilen. Waldmeister ist voll winterhart. Sowohl das frische Grün der Blätter als auch die wunderschönen weissen Blüten sind ein Blickfang in jedem Garten. Die weissen Blüten zeigen sich im April bis in den Mai.

SONSTIGES

Für den heute am weitesten verbreiteten deutschen Trivialnamen Waldmeister gibt es verschiedene Erklärungsvorschläge: Er wird gedeutet als ‚Meister des Waldes‘, also die erste und wichtigste Pflanze im Wald, oder auch im Sinne einer „im Walde wachsenden Pflanze mit meisterhafter Heilkraft“.

Letzte Änderung: 20.04.2024 / © W. Arnold