Bischofskraut - Ammi visnaga
Die Früchte des Bischofskrautes haben keine anerkannte medizinische Anwendung. Präparate aus Ammi-visnaga-Früchten werden heute praktisch nur noch in homöopathischen Zubereitungen verwendet.
Ammi visnaga (syn. Daucus visnaga, Apium visnaga, Sium visnaga, Selinum visnaga, Visnaga vera, Ammi dilatum);
Bischofskraut (syn. Zahnstocherkraut, Khellakraut, Zahnstocherammei).
VORKOMMEN
Ammi visnaga ist es hauptsächlich im Mittelmeergebiet, in Nordafrika, Südamerika sowie Russland natürlich verbreitet und ist in Mitteleuropa verwildert.
MERKMALE
Das Bischofskraut wächst als ein- bis zweijährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von bis zu 1 Meter. Im doppeldoldigen Blütenstand stehen viele weisse Blüten zusammen.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Ammeos visnagae fructus (syn. Fructus Ammi visnagae); Ammi-visnaga-Früchte (syn. Khellafrüchte, Ammeifrüchte), die getrockneten Früchte.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Furanochromone (γ-Pyrone, 2-4 %), vor allem Khellin und Khellol;
Pyranocumarine (0,2-0,5 %) unter anderem Visnadin, Samidin und
Dihydrosamidin.
Im Weiteren Flavonoide (Kämpferol, Quercetin, Isorhamnetin), geringe Mengen äther. Öl und ca. 15 % Proteine.
PHARMAKOLOGIE
Auszug aus der Monographie BGA/BfArM (Kommission E):
Beanspruchte Anwendungsgebiete mit Begründung ihrer negativen Bewertung:
Zubereitungen aus Ammi-visnaga-Früchten werden bei Angina
Pectoris, Koronarinsuffizienz, paroxysmaler Tachykardie, Extrasystolen, Altersherz mit Hypertonie, Asthma, Keuchhusten sowie krampfartigen
Beschwerden des Unterleibs angewendet.
Risiken:
In Einzelfällen pseudoallergische Reaktionen, reversibler
cholostatischer Ikterus. Das in der Droge enthaltene Khellin macht die
Haut lichtempfindlicher. Für die Dauer der Anwendung der Droge sollte
daher auf längere Sonnenbäder und intensive UV-Bestrahlung verzichtet
werden. Nach hohen Dosen Khellin (100 mg/Tag peroral) sind im Plasma
reversible erhöhte Aktivitäten der Leber-Transaminasen und der
Gamma-Glutamyltransferase beobachtet worden.
Beurteilung:
Da die Wirksamkeit der Droge und ihrer Zubereitungen bei den
beanspruchten Anwendungsgebieten nicht ausreichend belegt ist, kann die
therapeutische Anwendung der Droge angesichts der Risiken nicht
vertreten werden. Inwieweit aufgrund einer spasmologischen Wirkung ein
Beitrag zur positiven Bewertung der Wirksamkeit von fixen Kombinationen
gegeben ist, muss präparatespezifisch belegt und geprüft werden.
ANWENDUNG
Ammi visnaga wurde bereits von den alten Ägyptern als Heilpflanze eingesetzt, später geriet sie in Vergessenheit.
Es ist das Visnadin, das den Pflanzenextrakten eine
positive Wirkung auf die Durchblutung des Herzmuskels durch eine
Erweiterung der Herzkranzgefässe verleiht. Es stellt sich eine positiv
inotrope Wirkung ein. Eine krampflösende Wirkung gesellt sich hinzu.
Daher wurde Ammi visnaga gerne zur Behandlung der Angina pectoris
verwendet. Auch Koliken können durch die krampflösende Wirkung gemildert
werden. Visnadin wird noch gelegentlich in Fertigpräparaten zur Behebung von Koronarspasmen verwendet.
Ob eine Anwendung heute noch sinnvoll ist muss mit dem Arzt abgesprochern werden.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Früher waren Droge und Reinsubstanzen in einigen Fertigpräparaten enthalten, oft kombiniert mit z.B. Weissdorn und Ephedra.
Präparate aus
Ammi-visnaga-Früchten werden heute praktisch nur noch in homöopathischen Zubereitungen verwendet.
STATUS
- Kommission E: - negative Bewertung
- ESCOP: - keine Bearbeitung
- HMPC: - keine Bearbeitung
HOMÖOPATHIE
Ammi visnaga HAB1, die reifen, getrockneten Früchte.
Anwendungsgebiete: Koliken und Krämpfe der glatten Muskulatur.
BISCHOFSKRAUT IM GARTEN
Das Bischofskraut braucht einen vollsonnigen, möglichst geschützten Standort, damit es Früchte bilden kann. Der Boden sollte tiefgründig frisch und mässig nahrhaft sein. Ab April kann ins Freiland, in rauen Lagen erst im Mai ausgesät werden. Bischofskraut ist ein Lichtkeimer.
SONSTIGES
Bischofskraut wird auch Khella oder Khellakraut genannt; die ebenfalls verbreiteten Trivialnamen Zahnstocherkraut oder Zahnstocherammei (auch nur Ammei) kommen daher, dass es in orientalischen Ländern zur Herstellung von Zahnstochern verwendet wird, wobei ihr würziger Geschmack dabei willkommen ist.
Letzte Änderung: 09.01.2024 / © W. Arnold