Gewöhnliche Brechnuss - Strychnos nux-vomica

Gewöhnliche Brechnuss (syn. Brechnuss, Krähenaugenbaum, Strychninbaum, Brechnussbaum).

Strychnos nux-vomica (syn. Strychnos colubrina Wight, Strychnos lucida., Strychnos spireana Dop, Strychnos vomica);

Gewöhnliche Brechnuss

Frucht der Brechnuss
Brechnuss Frucht
Von J.M.Garg - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

Samen der BrechnussBrechnuss Samen
Von H. Zell - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

VORKOMMEN

Beheimatetist die Brechnuss in Südostasien sowie im tropischen Australien. In Westafrika wird die Pflanze teilweise kultiviert. Besonders in Nordaustralien, Sri Lanka sowie im tropischen Indien ist die Gewöhnliche Brechnuss weit verbreitet.

MERKMALE

Die Gewöhnliche Brechnuss ist ein bis 25 m hoher Baum mit einem Stammumfang von bis zu 3 Metern. Die Äste sind stumpf-vierkantig, zusammengedrückt und wiederholt gabelteilig. Die Astrinde ist grau, die Zweige grün und glänzend. Die Blütenstände sind trugdoldig und endständig. Die Blüten haben einen 5zipfeligen Kelch und eine weisse bis grünlichweisse, tellerförmiger Blütenkrone. Die Frucht ist in reifen Zustand eine orangerote, kugelige Beere mit einem Durchmesser von 4 bis 6 cm. Im Fruchtfleisch sind 1 bis 9, meistens jedoch 2 bis 4 Samen. Die Brechnusssamen werden auch Krähenaugen genannt. Die sehr giftigen Samen sind etwa 1-3 cm gross und 4–6 mm dick.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Strychni semen (syn. Nux Metella, Nux vomica, Semen Nucis vomica, Semen Strychni); Brechnusssamen (syn. Krähenauge, Strychnossamen), die reifen, getrockneten Samen.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Alkaloide:
Der Alkaloidgehalt der Samen beträgt 2 bis 3 %. Hohe Alkaloidkonzentrationen weisen Samen aus Sri Lanka auf. Der Gehalt an Strychnin liegt zwischen 1,1 und 1,5 %, selten erreicht er 2,3 %. Der Gehalt an Brucin liegt zwischen 1,1 und 2,1%.
Nebenalkaloide sind 12-Hydroxystrychnin, 15-Hydroxystrychnin, α-Colubrin, β-Colubrin, Icajin, 11-Methoxyicajin, Novacin und Vomicin, Pseudostrychnin, Pseudobrucin, Pseudo-α-Colubrin, Pseudo-β-Colubrin, N-Methyl-sec-pseudo-β-colubrin und Isostrychnin. Die Nebenalkaloide kommen insgesamt auf einen Gehalt von höchstens 1 %.

Strychnin, Brucin

Fettes Öl:
Der Ölgehalt der Samen liegt zwischen 4 und 5 %. Fettsäurekomponenten der Triacylglycerole sind vorwiegend Linolsäure, Palmitinsäure und Linolensäure. Im Unverseifbaren (bis zu 15 %) dominieren α-Amyrin, Cycloartenol und Stigmasterol.

Reservestoffe:
Vor allem Reservecellulosen, deren Hydrolyse D-Galaktose, D-Mannose, D-Xylose und L-Arabinose liefert. Stärke als solche fehlt.

Weitere Verbindungen:
Loganinsäure (etwa 2 %) neben wenig Loganin und Chlorogensäure.

PHARMAKOLOGIE

Die Wirkung der Droge wird fast ausschliesslich durch Strychnin bestimmt. Angriffspunkt von Strychnin und 12-Hydroxystrychnin ist primär das Zentralnervensystem. Bede Alkaloide wirken als spezifische, kompetitive Antagonisten des Neurotransmitters Glycin. Strychnin beeinflusst diesen Rezeptor und unterbindet so den hemmenden Effekt des Glycins und erhöht so die Krampfbereitschaft . Auf diese Weise kommt es zu einer Übererregung der Rückenmarksnerven. Die Symtome einer Vergiftung sind Atemnot, zittern bzw. zucken der Muskulatur und schwere Krämpfe.

Toxikologische Daten von Strychnin: 2,35 mg·kg−1 (LD50, Maus, oral)

Das ebenfalls in rel. hohen Konzentrationen in der Droge vorkommende Brucin besitzt bei gleichem Wirkungsspektrum und Wirkungsmechanismus weniger als 1 Prozent der Wirkung von Strychnin bzw. 12-Hydroxystrychnin.

Strychnin schmeckt extrem bitter und ist daher schlecht zum Mord durch orale Vergiftung geeignet.

ANWENDUNG

Angaben der Kommission E:
Brechnusssamen und deren Zubereitungen werden in Kombinationspräparaten bei Erkrankungen und Beschwerden im Bereich des Gastrointestinaltraktes, organischen und funktionellen Herz-Kreislauferkrankungen, Augenerkrankungen, Nervosität, Depressionen, Migräne, klimakterischen Beschwerden, in der Geriatrie, bei Sympatalgien, Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Atemwege, Raynaud-Krankheit, sekundärer Anämie sowie als Tonikum und appetitanregendes Mittel angewendet. Die Wirksamkeit bei den meisten beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.

Die Brechnuss und deren Samen gelten als Giftpflanze und werden heute aufgrund der Giftigkeit ausschliesslich in homöopathischer Potenzierung verwendet, z.B. bei Übelkeit und Erbrechen.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Heute nur noch als homöopathisches Heilmittel.

STATUS

Giftpflanze!

HOMÖOPATHIE

Strychnos nux-vomica HAB 1, die getrockneten, reifen Brechnusssamen.

Anwendungsgebiete: Fieberhafte Erkrankungen, Übelkeit, Erbrechen, Entzündungen des Magen-Darm-Kanals, Kreislaufbeschwerden, Nervenschmerzen, rheumatische Beschwerden, Muskelkrämpfe, Schlafstörungen und Verstimmungszustände.

SONSTIGES

Brechnusssamen hatten in den beiden grossen medizinischen Systemen Indiens, der Ayurveda und Yunani, grosse Bedeutung.

Die deutsche Bezeichnung Brechnuss ist wenig glücklich, da die Früchte weder Nüsse sind, noch die Droge ein Brechmittel darstellt. Die Bezeichnung Krähenauge ist auf das augenartige Aussehen der knopfartigen, sehr harten Samen zurückzuführen.

Letzte Änderung: 02.09.2018 / © W. Arnold