Esche - Fraxinus excelsior
Eschenblätter sind als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Eschenblätter können bei leichten Gelenkschmerzen sowie zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei Harnwegsbeschwerden eingesetzt werden. Heute erfolgt die Anwendung hauptsächlich in der Alternativmedizin.
Fraxinus excelsior L. (syn. Fraxinus apetala, F. biloba, F. excelsa);
Steinesche (syn. Asch, Esche, Gemeine Esche).
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VORKOMMEN
Die gemeine Esche ist in fast ganz Europa verbreitet außer den nördlichen, südlichen und östlichen Rändern. Sie entwickelt sich am besten auf mineralischen, tiefgründigen, frischen bis feuchten Böden. Die Esche ist in Auenwäldern und in feuchten Bachtälern eine häufige Baumart. Der Baum prägt wertvolle, oft bedrohte Lebensräume. Die Esche ist auch für die Forstwirtschaft wichtig, denn ihr zähes und biegsames Holz wird sehr geschätzt.
Im Laufe ihres Lebens ändert die Esche ihre Lichtansprüche. Als junger Baum ist sie sehr schattentolerant, benötigt aber mit zunehmendem Alter mehr Licht und braucht schließlich eine vollkommen freie Krone für ein gutes Wachstum.
MERKMALE
Die Gemeine Esche erreicht eine Höhe von bis zu 40 m und einen Stammdurchmesser von 2 m. Nach 100 Jahren hat sie durchschnittlich eine Höhe von ca. 30 m und einen Durchmesser von 30 cm bis 40 cm. Das Höchstalter beträgt etwa 250 bis 300 Jahre. Die Eschenrinde ist bis etwa zum vierzigsten Lebensjahr glatt und von hellgrünlich-grauer Farbe. Mit zunehmendem Alter wird diese dunkel bis schwarzgrau und reisst dann borkig in länglich-rhombische Felder auf.
An den grauen bis grünlichen Zweigen befinden sich gegenständige, unpaarig gefiederte bis etwa 20 cm lange Blätter mit 9-15 feinscharf gezähnten Teilblättern. Die Eschenblätter treiben erst im späten Frühling aus. Dafür spriessen die purpurroten, fast kugeligen Blütentrauben aus den pechschwarzen, kugelförmigen Seitenknospen bereits einige Wochen vor dem Laubausbruch. Aus ihnen entwickeln sich bis zum Spätsommer geflügelte Früchte.
Die Esche wirft im Herbst (als einzige einheimische Baumart) ihre Blätter im grünen Zustand ab. Die reifen, braunen Früchte sind in Form zweisamiger Nüsse mit einseitigen Flügeln angeordnet. Sie bleiben den ganzen Winter hindurch an den Ästchen.
DROGEN (verwendete Pflanzenteile)
Fraxini folium (syn. Folia Fraxini); Eschenblätter, die im Mai bis Juni gesammelten und getrockneten Laubblätter.
WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE
Flavonoide:
In den Blättern bis zu 0,9 % Rutosid, 3-O-Glucoside und 3-O-Rhamnoglucoside von Kämpferol und Quercetin. Gesamtgehalt an Flavonoiden bis zu 2,2 %.
Phenolische Verbindungen:
Bis zu 4% Gerbstoffe
Hydroxyzimtsäure-Derivate:
Bis zu 4.5% (berechnet als Chlorogensäure), vor allem Acteosid (=Verbascosid), im weiteren Chlorogensäure,
Ferulasäure, Kaffeesäure, p-Cumarsäure, p-Hydroxybenzoesäure, Protocatechusäure, Sinapinsäure, Syringasäure und Vanillinsäure.
Cumaringlykoside und Cumarinderivate:
Isofraxidin, Aesculin, Aesculetin, Scopoletin, Fraxinol, Fraxin, Fraxidin und Fraxetin kommen vor allem in der Rinde vor.
Secoiridoide:
10-Hydroxyligstrosid, Oleuropein, Ligustrosid, Excelsiosid
Triterpene und Sterol:.
Im lipophilen Blattextrakt β-Sitosterol, Betulin, Betulinsäure und bis zu 2,5 % Ursolsäure.
Pflanzenschleime und Hexitole:
Pflanzenschleime bis zu 23 % und D-Mannitol bis 29 %.
Alkane: Hentriacontan, Nonacosan und Tetratriacontan.
PHARMAKOLOGIE
Extrakte aus Eschenblättern waren in vitro atimikrobiell wirksam. Die Hydroxycumarinderivate wirken ativiral (u.a. Picorna, Orthomyxo, Paramyxo- und Hrepesviren) und bei Mäusen dosisabhängig immunsuppressiv. Mit Extrakte aus Eschenblättern wurden antipyretische und analgetische Effekte beim Menschen beobachtet sowie eine Verbesserung bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Die klinische Wirksamkeit von Eschenblättern ist nicht belegt, obwohl sich aus den pharmakologischen Daten eine plausible traditionelle Anwendung ableiten lässt.
ANWENDUNG / Wirkungen
Anerkannte medizinische Anwendung
Kommission E:
Von der Kommission E erhielten Eschenblätter und Eschenrinde eine Negativmonografie, da das damals vorliegende Datenmaterial die Wirksamkeit der Drogen nicht belegen konnte. Risiken sind aber keine zu erwarten, so wird diese Beurteilung als „Nullmonographie“ bezeichnet.
HMPC:
Vom HMPC wurden Eschenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung können Eschenblätter bei leichten Gelenkschmerzen sowie zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei Harnwegsbeschwerden eingesetzt werden.
Volkstümliche Anwendungen:
Bei rheumatischen Erkrankungen und Gelenkgicht, bei Steinleiden zur Steigerung der Harnausscheidung, bei Wassersucht und Fieber. Weiterhin bei Magen- und Spulwürmem und als Abführmittel bei Verstopfung. Äußerlich auf Wunden und Unterschenkelgeschwüre. Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.
ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG
Teeaufguss: Etwa 5 g feingeschnittene Eschenblätter mit einer Tasse kochendem Wasser übergiessen und nach 10 Min. abseihen. Tagesdosis 10 bis 30 g Droge.
Bei Harnwegsbeschwerden ist es sinnvoll eine Kombination mit anderen Drogen wie Orthosiphonblätter, Hauhechelwurzel, Goldrutenkraut, Birkenblätter oder Brennnesselblätter zu verwenden (Blasen- und Nierentee).
STATUS
- Kommission E: - negative Bewertung (Nullmonografie)
- ESCOP: - keine Monographie
- HMPC: - als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (Fraxini folium)
HOMÖOPATHIE
Fraxinus excelsior hom. HAB 34
Anwendung: Entsprechend dem homöopathischen Arzneimittelbild. Dazu gehört: Weichteilrheumatismus.
SONSTIGES
Schon in der Antike wurden verschiedene Teile der Esche zu Heilzwecken verwendet. Im zwölften Jahrhundert beschreibt Hildegard von Bingen die Anwendung von Eschenblättern zur Zubereitung eines harntreibenden Tees.
Der Name der Esche ist auf das Germanische zurück zu führen und hiess im Althochdeutschen «ask», was Speer oder Bogen bedeutete. Eine weitere Ableitung von Esche stammt vom Keltischen «eska», was gleichbedeutend ist wie Wasser. Im Vergleich mit beispielsweise der Eiche oder der Linde führt die Esche eher ein Schattendasein bei Dichtern, Komponisten und in der Mythologie.
Letzte Änderung: 20.04.2024 / © W. Arnold