Färberhülse - Baptisia tinctoria

Die Färberhülse hat keine anerkannte medizinische Anwendung. Die pflanzliche Arzneimittelkombination Esberitox®N enthält die Wurzel der Färberhülse, neben Roten Sonnenhut und Lebensbaum. Diese Kombination wird als Immunmodulator (Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte) angewendet.

Baptisia tinctoria(syn. Baptisia gibbesii, Podalyria tinctoria, Sophora tinctoria);
Wilder Indigo (syn. Baptisie, Färberhülse).

Färberhülsenpflanzen

Färberhülse

VORKOMMEN

Die Färberhülse ist heimisch in Nordamerika, in den östlichen und nordöstlichen Staaten der USA und im südlichen Kanada. Die Pflanze ist häufig auf trockenen, sandigen bis tonigen Böden in lichten Laub- und Nadelwäldern, Kahlschlägen, Savannen und an Straßenrändern. Die Pflanze gedeiht auch in mitteleuropäischen Kulturen ausgezeichnet, so auch in meinem Garten.

MERKMALE

Die Färberhülse ist ein reich verzweigter bis 1 m hohes Kraut. Der Stengel ist 1 bis 3 mm dick, rund, schwach gerieft, und kahl. Die Blätter sind wechselständig angeordnet, sie sind dreizählig, mit 1 bis 3 mm langem Stiel. Die Nebenblätter sind klein und fallen früh ab.; Die Blättchen sind 1 bis 2 (selten bis 4) cm lang, 0,6 bis 1 cm breit, eiförmig, fast sitzend, und ganzrandig. Die Basis ist keilförmig, die Spitze rundlich, oft etwas ausgerandet. Die Blättchen besitzen einen Mittelnerv und sind behaart. Die Blätter sind leicht zerbrechlich, beim Trocknen werden sie schwarz. Die Blüten sind in endständigen und blattachselständigen, 7 bis 10 cm langen, wenigblütigen Trauben angeordnet. Die Blumenkrone ist gelb und 8 bis 13 (selten bis 16) mm lang. Sie besteht aus einer kreisrunden Fahne mit zurückgeschlagenen Seiten, länglichen Flügeln und einem ungefähr ebenso langen Schiffchen. Die 10 Staubblätter sind frei, der Fruchtknoten ist gestielt und kahl. Die schwarzblaue, eiförmige bis kugelige, leicht aufgeblasene, 7 bis 15 mm lange Hülse besitzt eine scharfe Spitze. Die Samen sind gelblichbraun, nierenförmig und ca. 2 mm lang.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Baptisiae tinctoriae radix (syn. Radix Baptisiae tinctoriae); Baptisiawurzel (syn. Wilde Indigowurzel).

Die auf dem Markt befindliche Droge stammt aus der Sammlung von Wildbeständen. Importiert wird die Droge folglich aus den USA.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe gelten die höhermolekularen Polysaccharide. Bei diesen handelt es sich vor allem um Arabinogalaktane. Weiterhin finden sich Glykoproteine.

Isoflavone: Sowohl freie Aglykone als auch deren Glykoside. Wichtigste Aglykone sind Baptigenin (7,3',4',5'-Tetrahydroxyisoflavon), Pseudobaptigenin (7-Hydroxy-3',4'-methylendioxy-isoflavon), (–)-Maackiain und Formonetin.

Hauptglykosid mit einem Gehalt von ca. 6 % ist das Baptisin (Baptigenin-dirhamnosid), weitere wichtig Glykoside sind Pseudobaptisin ( Pseudobaptigenin-rhamnoglucosid; Gehalt ca. 1 %) und Trifolirhizin (Maackiainglucosid).

Alkaloide: Chinolizidinalkaloide. Gehalt ca. 0,2 %. Wichtigste Komponenten sind Cytisin, N-Methylcytisin, Anagyrin. Weiterhin finden sich (+)-Spartein, Acetoxyanagyrin und N-Formylcytisin.

Weitere Bestandteile: Cumarine, darunter Scopoletin.

PHARMAKOLOGIE

Wirksamkeitsbestimmend gelten nach heutigem Kenntnisstand verschiedene Polysaccharide, vor allem Arabinose und Galaktose als Bestandteil von Arabinogalactan-Proteinen, die auch in Echinacea (Roter Sonnenhut) vorkommen.

Die pflanzliche Arzneimittelkombination Esberitox®N enthält Echinaceae radix (Sonnenhut), Baptisiae tinctoriae radix (Färberhülse) und Thujae occidentalis herba (Lebensbaum). Sie wird als Immunmodulator angewendet. Es konnte gezeigt werden, dass hochmolekulare Inhaltsstoffe (Polysaccharide und Glykoproteine) aus diesen Drogen in vitro die Phagozytose steigern, die Proliferation von Milzzellen stimulieren, die Produktion von Zytokinen wie Interleukin-1, Interleukin-6, Tumornekrosefaktor ケ, Interferon α/β, Interleukin-2 induzieren, ferner die Antikörperproduktion sowie die Zahl an antikörperbildenden Zellen erhöhen. In vivo zeigte sich nach i.v.-Applikation ein Einfluss auf die Zytokinproduktion.

ANWENDUNG

Vor allem als Bestandteil von Kombinationspräparaten (Esberitox®) zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte.

In der Volksheilkunde vielfältig bei unterschiedlichsten Infektionskrankheiten verwendet, darunter Diphtherie, Grippe, Typhus, Erkältungen, Mandelentzündungen, Hals- und Mundschleimhautentzündungen. Darüber hinaus auch äußerlich angewendet als Salbe bei schmerzlosen Geschwüren und entzündeten Brustwarzen. In ähnlicher Weise erfolgt auch die Verwendung in der nordamerikanischen Heimat der Pflanze. Die Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte konnte sowohl durch pharmakologische Untersuchungen als auch klinische Studien belegt werden. Für die letztgenannten volkstümlichen Anwendungen fehlen jegliche Wirkungsnachweise.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Vor allem als als Bestandteil von Kombinationspräparaten (das bereits oben erwähnte Esberitox®).

Im Falle der volksmedizinischen Anwendung der Einzeldroge wird dreimal täglich eine Abkochung aus jeweils 0,5 bis 1,0 g der getrockneten Droge hergestellt.

STATUS

HOMÖOPATHIE

Baptisia tinctoria HAB34, die frische Wurzel mit Rinde.
Anwwndungsgebiet: schwere fiebrige Infektionen, allgemeine Blutvergiftung, Verwirrtheitszustände.

DIE FÄRBERHÜLSE IM GARTEN

Wie die blaue Färberhülse (Baptisia australis) ist Baptisia tinctoria einfach im Garten zu halten. Die Pflanze brauch viel Sonne und auch viel Platz. Für Freiflächen mit Wildstaudencharakter auf trockenem bis frischem Boden ist die winterharte Pflanze gut zu halten.

SONSTIGES

Sowohl der Gattungsname Baptisia, abgeleitet vom griechischen bápto (färben), als auch der Artname tinctoria (lat. tingere, färben) bringen die Nutzung der Droge als Indigofarbstoff zum Ausdruck. In ihrer Heimat werden die jungen Sprosse der Pflanze auch wie Spargel gegessen.

Letzte Änderung: 11.01.2024 / © W. Arnold