Alpenblume im Fokus der Naturstoffforscher

Steht der symbolträchtigsten aller Alpenblumen, dem Edelweiss, jetzt eine Karriere als Wirkstofflieferant bevor? Dank seinem Gehalt an Antioxidantien könnte das Edelweiss nach Ansicht Schweizer Forscher nämlich einen Beitrag zur Prävention von Hautalterung oder Krebs leisten. «Im Edelweiss wurden vierzig in Frage kommende Moleküle entdeckt, wovon zwanzig noch vollständig unbekannt sind», erklärt Xavier Simonet von der Forschungsanstalt Centre Les Fougeres, Conthey, im Kanton Wallis.

Edelweiss

Bei ihren Bemühungen, das Produktionspotenzial der unscheinbaren Pflanze abzuklären, konzentrieren sich die Forscher auf ein einziges Ziel: Sie wollen herausfinden, in welcher Höhenlage das Edelweiss (Leontopodium alpinum) am meisten Antioxidantien bildet. «Das Wachstum der Pflanzen, die Anzahl Blüten und ihre Farbe sind Anpassungen der Blume an die Höhenlage», erklärt Simonet. In einem Grossversuch wurden im Wallis Abkömmlinge zweier Edelweiss-Klone daher in fünf verschiedenen Höhenlagen, zwischen 500 und 2500 Metern über dem Meer, angepflanzt. Auf die fünf Standorte verteilt wachsen seit März 2004 genau 1500 Edelweiss-Setzlinge. Dabei wird für eine Hälfte der Versuchspflanzen ein bestimmtes Kultursubstrat verwendet, während die andere Hälfte ihre Wurzeln ins natürliche Erdreich ausstreckt. Erste Resultate sollen im Herbst vorliegen; bis dahin sollen mehrere tausend Pflanzenanalysen durchgeführt worden sein.

Die Forscher antworten mit ihrem Projekt auf die steigende Nachfrage aus der Industrie. Bereits heute verwendet die Kosmetikbranche gezüchtete Edelweisspflanzen zur Herstellung von Sonnenschutzmitteln. Auch wenn die positiven Eigenschaften der Edelweissinhaltsstoffe in Zusammenhang mit der Krebsmedizin gebracht werden: «Das Edelweiss wird wohl nicht zur Therapie, sondern eher zur Prävention benutzt werden», unterstreicht Prof. Kurt Hostettmann vom Institut de Pharmacognosie et Phytochimie der Universität Lausanne. Der Forscher sucht seit mehr als zwei Jahrzehnten weltweit nach neuen Pflanzenwirkstoffen. Seiner Ansicht nach soll über das Wirkungspotenzial der Alpenblume in ein bis zwei Jahren Klarheit herrschen.

Letzte Änderung: 01.10.2020 / © W. Arnold