Hirtentäschel - Capsella bursa-pastoris


Die anerkannten medizinische Anwendung des Hirtentäschelkrautes ist die innerlich Verwendung zur symptomatischen Behandlung leichterer Menorrhagien (verstärkte und verlängerte Regelblutungen) und Metrorrhagien (Dauerblutungen). Äusserlich wird das Hirtentäschelkraut bei Nasenbluten (lokale innere Anwendung) sowie bei oberflächlichen, blutenden Hautverletzungen verwendet.

Capsella bursa-pastoris (syn. Bursa pastoris, Capsella polymorpha, Iberis bursa-pastoris);
Hirtentäschel (syn. Bauernsenf, Echtes Hirtentäschelkraut, Gänsekresse).

Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris)

Blüte vom Hirtentäschel

Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris)

VORKOMMEN

Das Hirtentäschel ist über die ganze Erde verbreitet und ist in Mitteleuropa sehr häufig. Die Pflanze ist bis ins Hochgebirge (3000 m) anzutreffen. Als Standorte werden Ruderalstellen, Kiesgruben, Äcker, Wegränder und Gärten (für viele ist es hier ein Unkraut) bevorzugt.

MERKMALE

Das Gewöhnliche Hirtentäschel ist eine ein- bis zweijährige krautige Pflanze mit einfacher, spindelförmiger Wurzel und einzelnem aufrechtem Stengel. Die Pflanze ist kahl oder besonders im unteren Teil zerstreut behaart. Sie wird 10 bis 40 cm hoch, wurzelt aber sehr tief. Die grundständigen Blätter sind in einer Rosette angeordnet, sie sind gestielt, oder ungeteilt bis fiederteilig. Das Hirtentäschel blüht fast übers ganze Jahr, die Blüten sind weiss, klein und 4 bis 6 mm lang. Die Schötchenfrüchte sind 4 bis 9 mm lang und fast so breit, kahl, flachgedrückt, langgestielt, dreieckig und verkehrt herzförmig.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Bursae pastoris herba (syn. Herba Bursae pastoris, Herba Sanguinaria); Hirtentäschelkraut (syn. Beutelschneiderkraut, Blutkraut, Herzelkraut, Säckelkraut, Täschelkraut).

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Stickstoffhaltige Verbindungen:
Hirtentäschelkraut enthält einen hohen Anteil an Aminosäuren und Proteinen (ca. 30 %). Das Vorkommen der biogenen Amine (Cholin, Acetylcholin und Tyramin) ist umstritten, bzw. unklar. Sehr wenig Alkaloide (Nortropanalkaloide).

Flavonoide:
Glykoside von Kämpferol, Luteolin, Diosmetin und Quercetin, darunter Rutin, Luteolin-7-rutinosid und Diosmin.

Diosmin - ein Inhaltsstoff des Hirtentäschel

Organische Säuren: Chinasäure, Chlorogensäure, Syringasäure, Vanillinsäure und Fumarsäure.

Weitere Bestandteile: Vitamin C, β-Sitosterol, Triterpene unbekannter Struktur sowie grosse Mengen an Kalzium- und Kalium-Salzen. Das Vorkommen eines Peptides mit blutstillender Wirkung wird diskutiert.

PHARMAKOLOGIE

Extrakte der Droge weisen blutstillende Eigenschaften auf, hierfür soll das erwähnte Peptid verantwortlich sein, das in vitro eine dem Oxytocin ähnliche Wirkung hat.

ANWENDUNG

Anerkannte medizinische Anwendungen:

Kommission E:

  • Wirkungen: Nur bei parenteraler (Umgehung des Verdauungstrakts) Anwendung: muskarinartige Wirkungen mit dosisabhängiger Blutdrucksenkung und Blutdrucksteigerung, positiv inotrope Herzwirkung sowie Steigerung der Uteruskontraktion.
  • Anwendungsgebiete: Innere Anwendung: symptomatische Behandlung leichterer Menorrhagien (verlängerte Monatsblutungsdauer) und Metrorrhagien (azyklische Blutungen); zur lokalen Anwendung bei Nasenbluten. Äussere Anwendung: Oberflächliche, blutende Hautverletzungen.
  • Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind keine bekannt.
  • Dosierung:
    Soweit nicht anders verordnet:
    Mittlere Tagesdosis: 10-15 g Droge, Zubereitungen entsprechend.
    Fluidextrakt (entsprechend EB6): Tagesdosis 5 bis 8 g.
    Lokale Anwendung: 3-5 g Droge auf 150 ml Aufguss.
  • Art der Anwendung: Zerkleinerte Droge für Aufgüsse sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen und zur lokalen Anwendung.
Das Hirtentäschelkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Hirtentäschelkraut kann bei starken Menstruationsblutungen bei Frauen mit normalem Menstruationszyklus eingesetzt werden, wenn ärztlicherseits eine ernsthafte Erkrankung ausgeschlossen wurde.

Volkstümliche Anwendung:
Die Indikationen in der Volksheilkunde entsprechend weitgehend den oben genannten. In anderen Regionen der Erde sind volkstümliche Anwendungsgebiete Kopfschmerzen, Blasenentzündungen sowie zur Anregung während der Geburt. Es gibt keine Wirksamkeitsnachweise für diese Indikationen.

ZUBEREITUNG UND DOSIERUNG

Teebereitung: Etwa zwei Teelöffel (ca. 3 Gramm) fein zerschnittene Droge mit 150 ml siedendem Wasser übergiessen und nach 10 bis 15 Minuten durch ein Teesieb filtrieren. Bei Menstruationsbeschwerden drei- bis viermal täglich eine Tasse trinken.

Zur lokalen und äusserlichen Anwendung wir ein stärkerer Aufguss aus ein bis zwei Esslöffeln (6 - 10 Gramm) Droge auf 150 ml Wasser hergestell. Der lauwarme Aufguss wird als Nasentamponade oder zu Umschlägen verwendet.

In Fertigarzneimitteln wird das Hirtentäschel in Tropfenform (Menodoron Tropfen, gegen Menstruationsstörungen) in Kombination mit Majoran, Schafgarbe und Eichenrinde angewendet.

STATUS

HOMÖOPATHIE

Capsella bursa-pastoris HAB1 (syn. Thlaspi bursa pastoris), die frischen oberirdischen Teile blühender Pflanzen.
Anwendungsgebiete: Steinleiden, Gebärmutterblutungen, Schleimhautblutungen.

HIRTENTÄSCHEL IM GARTEN

Hirtentäschel wächst gerne auf nährstoffreichen Böden, also auch in ihrem Garten. Die Pflanze hat gerne Sonne, soll aber nicht austrocknen. Hirtentäschel wird vielfach im Garten als Unkraut verschrien, dabei ist es eine interessante und filigrane Heilpflanze. Jungpflanzen bekommen sie in jeder guten Kräutergärtnerei oder sie graben sich eine Wildpflanze aus. Bei mir im Garten wächst es am Wegrand neben Löwenzahn, Taubnessel, Mutterkraut und Gänseblümchen.

Hirtentäschelpflanzen

SONSTIGES

Die Verwendung des Gemeinen Hirtentäschels als Heilpflanze lässt sich sicher bis in das 15. Jh. nachweisen.
Der wissenschaftliche Name Capsella bursa-pastoris kommt von lat. capsa = Kapsel, bursa = Tasche und pastor = Hirt, da die Schötchen der Pflanze wie die Taschen früherer Hirten geformt sind. Griechische und römische Ärzte verwendeten offenbar bevorzugt die Samen.

Letzte Änderung: 15.01.2024 / © W. Arnold