Indischer Hanf - Cannabis sativa

Anwendungsgebiete des Indischen Hanfs laut DAC: Zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit Zytostatika-Einnahme (Chemotherapie), sowie Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust bei HIV-Patienten. Zudem werden positive Effekte auf chronische Schmerzzustände, spastische Lähmungen, Bewegungsstörungen, Asthma und Glaukom festgestellt. Im weiteren werden günstige Wirkung bei generalisierter Epilepsie, bei Depressionen und verschiedenen Entzugssymptomen (Benzodiazepine, Opiate, Alkohol) erreicht.

Cannabis americana, C. generalis, C. gigantea, C. indica, C. lupulus, C. macrosperma.
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Hanf, Bästling, Indischer Hanf, Femel, Fimel, Henne, Samenhanf.

Indischer Hanf

Blütendolde vom Indischen Hanf (Cannabis sativa)

Ganze indische Hanfpflanze
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Fotos aus einem Privatgarten in der Stadt Zürich.

VORKOMMEN

Vorderasien, indischer Subkontinent, besonders Nordwestindien, Iran, Afghanistan; kultiviert in Indien, Iran, Türkei, Israel, Nord-Afrika und im tropischen Amerika. Kulturen auch in Südafrika und Nordamerika.
Der Anbau von Pflanzen der Gattung Cannabis ist heute in vielen Ländern gesestzlich untersagt oder unterliegt strengen Restriktionen.

MERKMALE

Der Indische Hanf ist eine bis zu 2.5 m hohe 1 jährige Pflanze. Die Blätterm sind 5 - 9zählig, gefingert, langgestielt und gesägt. Die Blüten sind zweihäusig, achsel- und endständig aber eigentlich unscheinbar grünlich. Die Frucht ist ein eiförmiges Nüsschen. Neben der Wildform haben sich mittlerweile diverse Zuchtformen entwickelt. Heute werden auf der gesamten Welt Indica-Sorten gezüchtet, das Zentrum sind die Niederlande sowie Kanada und die USA. Bei der gewerbsmässigen Produktion werden Pflanzen bevorzugt, die stark THC-haltiges Harz haben und oft weibliche Nachfolger hervorbringen.

DROGEN (verwendete Pflanzenteile)

Weibliche Blüten mit Triebspitzen (Marihuana, Indischer Hanf - Cannabis indicae herba), Harz der weiblichen Pflanzen (= Haschisch) und Samen.

Arzneilich werden die blühenden, getrockneten Triebspitzen der weiblichen Pflanzen verwendet (Cannabisblüten – Cannabis flos). Sie werden im blühenden Zustand abgeschnitten und getrocknet.

WIRKSTOFFE / INHALTSSTOFFE

Cannabisblüten enthalten etwa 110 verschiedene Cannabinoide die im Harz angereichert sind. Diese werden in ca. 10 unterschiedliche Typen eingeteilt. Für die psychotrope Wirkung ist das suchtmachende Hauptcannabinoid (-)-trans9-Tetrahydrocannabinol (Δ9-THC; INN: Dronabinol) verantwortlich (Gehalt in Cannabisblüten 0,5 bis 2 %). Es entsteht aus (-)-trans9-Tetrahydrocannabinolsäure (Δ9-THCsäure), das ebenfalls im Harz enthalten ist. Auch beim Rauchen der Cannabisblüten (Marihuana) bildet sich durch thermische Decarboxylierung aus der Δ9-THCsäure das Δ9-THC.
Weitere wichtige Cannabinoide sind Cannabidiol (wichtiges nicht psychoaktive Cannabinoid), Cannabinol und Cannabinoide des Cannabichromen- und Cannabigeroltyps sowie Cannabinoide weiterer Typen. Der typische Geruch geht auf das in der Droge enthaltene ätherische Öl mit Mono- und Sesquiterpenen zurück; ausserdem sind Spirane, Dihydrostilbene und Verbindungen mit 9,10-Dihydrophenanthren-Struktur sowie Polyamine, Protoalkaloide und Flavonoide enthalten.

THC, Cannabinol, Cannabidiol

PHARMAKOLOGIE

Die Cannabinoide besitzen nicht nur eine schädigende Wirkung auf das Gehirn, sondern auch immunsuppressive und cytostatische Eigenschaften. Cannabinoide wie THC sind für die psychotropen, euphorisierenden, antiemetischen, schmerzlindernden und krampflösenden Eigenschaften des Hanfs verantwortlich. Synthetische Δ9-THC-Derivate werden als Antiemetika in der Krebstherapie sowie bei Anorexie mit Gewichtsverlust bei HIV-Patienten eingesetzt. Auch bei multipler Sklerose und bei chronischen Schmerzen werden Cannabinoide angewandt. Von grossem therapeutischem Nutzen sind die Cannabinoide in der Glaukombehandlung.

Cannabidiol hat antiepileptische, angstlösende, neuroprotektive, antipsychotische, entzündungshemmende, antiemetische und antioxidative Eigenschaften. Im wesentlichen Unterschied zu Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) ist es nicht psychoaktiv (euphorisierend) und bindet nicht als Agonist an die CB1- und CB2-Rezeptoren.

ANWENDUNG

Indischer Hanf hat antiemetische, antikonvulsive und analgetische Effekte. Die Droge senkt die Körpertemperatur, sie wirkt antiasthmatisch und appetitanregend und senkt den Augeninnendruck (antiglaukomatös).

Die Droge ist gegenwärtig nicht als offizinelle Arzneidroge zugelassen; der Verkehr, Besitz und ihre Nutzung ist strafbar (Betäubungsmittelgesetz). In der Schweiz wurde im Jahr 2013 ein Cannabis-Mundspray Sativex®) als Arzneimittel zugelassen (das Medikament untersteht der Betäubungsmittelgesetzgebung und ist verschärft rezeptpflichtig). In Deutschland ist Sativex® bereits seit 2011 erhältlich. Cannabissamen sind in der Schweiz legal erhältlich, sofern die resultierenden Pflanzen, einen Gesamt-THC-Gehalt von weniger als 1% aufweisen.

Hanf mit einem hohen Cannabidiol- und einem tiefen THC-Gehalt (<1%) ist in der Schweiz legal erhältlich und darf in der Schweiz seit dem Jahr 2016 als Tabakersatzprodukt legal verkauft werden.

In der Volksheilkunde wurde die Droge umfangreich, vor allem zur Herabsetzung des Schmerzempfindens bei Neuralgien, Migräne sowie bei Anfallsleiden eingesetzt.
Die getrockneten, meist zerkleinerten harzhaltigen Blütentrauben und blütennahen kleinen Blätter der weiblichen Pflanze werden Marihuana oder umgangssprachlich Gras genannt und nach dem Trocknen konsumiert. Das extrahierte Harz wird auch zu Haschisch oder Haschischöl weiterverarbeitet.

WARNUNG

Indischer Hanf gehört zu den Rauschdrogen mit psychotroper Wirkungen, assoziiert mit einem psychischen Abhängigkeitspotential. Obwohl die Schäden im Vergleich zu Alkoholmissbrauch und dem Konsum anderer Drogen als gering eingestuft werden, wurden nach chronischem Cannabis-Konsum bei Menschen veränderte Hirnaktivitäten und Persönlichkeitsstörungen festgestellt. Insbesondere bei Heranwachsenden wird durch Cannabis-Konsum die Lernfähigkeit negativ beeinflusst und das Hirn irreversibel geschädigt.

STATUS

HOMÖOPATHIE

1. Cannabis HAB34; Hanf, die frischen, blühenden Stengelspitzen mit Blättern und Blüten von männlichen und weiblichen Pflanzen. Anwendungsgebiet: Cystitis, Pyelitis, Nephritis, asthmatische Beschwerden. Die homöo­patische Drogenzubereitung unterliegt den gesetzlichen Bestimmungen des Betäubungs­mittel­gesetzes und ist daher nicht verkehrsfähig.

2. Cannabis indica HAB 34; Indischer Hanf, die getrockneten Krautspitzen (Haschisch). Anwendungsgebiet: siehe Cannabis HAB34, nicht verkehrsfähig.

SONSTIGES

Hanf (Cannabis sativa) wurde in China schon seit Langem genutzt. Ma, wie die Chinesen den Hanf nannten, lieferte ihnen nicht nur wohlschmeckende und nahrhafte Samen, auch die Stängel mit ihren besonders langen und nahezu unverwüstlichen Fasern wusste man schon früh zu schätzen.
Über Indien und die antiken Hochkulturen im heutigen Irak trat der Hanf seinen Weg um die Welt an. In Europa sind die ältesten Funde ca. 5500 Jahre alt und stammen aus dem Raum Eisenberg (Deutschland).

Blühender Indischer Hanf

Letzte Änderung: 15.01.2024 / © W. Arnold